Investor, Gaslieferant, Vermittler, Terrorfinanzier Katar und die deutsche Wirtschaft

Düsseldorf · Das arabische Emirat gilt als Mitfinanzier der Terrororganisation Hamas. Das sorgt für Entsetzen. Das Land soll eigentlich Flüssiggas-Lieferant für Deutschland werden und ist Großaktionär bei RWE, Deutscher Bank und VW.

Blick auf die Hauptstadt Doha (Symbolbild).

Foto: dpa/Kamran Jebreili

Katar spielt im Krieg, den die Hamas mit ihrem Terrorangriff auf Israel ausgelöst hat, eine spezielle Rolle. Das arabische Emirat vermittelt einerseits bei Verhandlungen zwischen Israel und der palästinensischen Terrororganisation, in denen es um die Freilassung der israelischen Geiseln geht. Die Hamas hatte bei ihrem Überfall am 7. Oktober 239 Geiseln genommen und verschleppt, darunter auch Kinder. Andererseits gilt Katar als Mitfinanzier der Hamas. Die Gelder, die die radikalislamische Organisation aus Katar erhalten habe, habe sie nur in Waffen investiert, aber nicht in die Hilfe für die eigene Bevölkerung im Gazastreifen, sagte die ehemalige israelische Außenministerin Tzipi Livni am Montag im „Deutschlandfunk“. Diese Nachrichten werden auch in der Wirtschaft gelesen. Man ist entsetzt über die Gräueltaten der Hamas. Zugleich nimmt die Zusammenarbeit mit Katar seit Längerem zu.

Gas Katar gehört mit Russland und dem Iran zu den Ländern mit den größten Erdgasreserven. Schon jetzt ist das Emirat neben den USA eines der größten Exporteure von Flüssiggas (LNG), das an den globalen Großhandelsmärkten verkauft wird – und damit auch an Händler für Deutschland. Auf dem Höhepunkt der Energiekrise 2022, den Russland mit seinem Angriff auf die Ukraine ausgelöst hatte, vereinbarten Deutschland und Katar zudem einen Liefervertrag. Mindestens 15 Jahre lang will das Emirat jährlich zwei Millionen Tonnen LNG liefern. Das Gas soll an den US-Konzern Conoco Phillips verkauft werden, der es weiter nach Brunsbüttel liefere. Die Lieferung soll 2026 beginnen. 15 Jahre sei super, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) damals mit Blick auf die ab 2045 geplante Klimaneutralität in Deutschland. Zudem soll der arabische Sonnenstaat ein Lieferant von grünem Wasserstoff werden – und hat bereits erste Ladungen nach Deutschland verschifft.

RWE Der Staatsfonds von Katar ist seit dem Frühjahr größter Einzelaktionär des Essener Energiekonzerns RWE und hält neun Prozent der Anteile. Damals wurde eine an den katarischen Fonds QIA ausgegebene Anleihe über 2,4 Milliarden Euro in RWE-Aktien umgewandelt. Die Anleihe diente RWE dazu, den Kauf der Ökostromsparte von Con Edison zu finanzieren. QIA sei ein international etablierter Investor mit Anteilen an vielen renommierten Großunternehmen, betont man in Essen. RWE hat aktuell keine langfristigen LNG-Lieferverträge mit Katar. Auf die Frage, ob RWE eine mögliche Verbindung von Katar zur Hamas Sorgen mache, erklärte der Konzern: „Es steht uns als Unternehmen nicht zu, in dieser komplexen Situation, die wir nur von außen über die Medien verfolgen können, Ratschläge zu geben oder ein Urteil über die Nachbarländer der Konfliktparteien abzugeben. Das gilt auch für Katar.“ Zugleich betonte RWE: „Klar ist aber, dass wir jede Art von Hass und Terror, die auf der Welt geschürt werden, ebenso ablehnen wie Antisemitismus.“

Deutsche Bank Am deutschen Finanzprimus ist Katar mit knapp acht Prozent beteiligt. Die Anteile von Katar werden über zwei Investmentvehikel gehalten: Paramount und Supreme. Das Unternehmen äußerte sich auf Anfrage nicht zu der Frage, ob es sich wegen der Verbindungen von Katar zur Hamas Sorgen mache. Es erklärte aber: „Die Deutsche Bank verurteilt die terroristischen Anschläge, die auf zivile Ziele gerichtet waren und bei denen wahllos Menschen getötet und als Geiseln genommen wurden. Für derart brutale Taten, die viele Menschen das Leben gekostet haben, kann es keine Rechtfertigung geben. Gleichzeitig machen wir uns auch Sorgen um die Zivilisten im Gazastreifen, die keine Verbindung zu den Terroristen haben.“

Volkswagen Katar hält über die Qatar Holding 17 Prozent der Stimmrechte am größten deutschen Autobauer. „Katar trägt als langfristiger Investor die Unternehmensstrategie der Volkswagen AG vollumfänglich mit. Entscheidungen Katars darüber hinaus kommentieren wir nicht, das gilt auch für die Politik des Emirats“, erklärte ein Konzernsprecher.

Unmittelbar nach den Anschlägen der Hamas auf Israel hatte der Wolfsburger Konzernchef Oliver Blume betont: „Der Volkswagen-Konzern steht an der Seite Israels und seiner Bevölkerung. Wir verurteilen die terroristischen Angriffe der Hamas auf unschuldige israelische Zivilisten auf das Schärfste.“ Der Volkswagen-Konzern hoffe auf eine Zukunft, „die von einer friedlichen Koexistenz zwischen dem israelischen und dem palästinensischen Volk geprägt ist“.

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